Die Mensur

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Tradition - Herausforderung - Zusammengehörigkeit
Das akademische Fechten

Die Mensur, das akademische Fechten, ist seit Alters her Bestandteil studentischer Geschichte und Kultur. Sie ist eines der Hauptmerkmale des Kösener SC-Verbandes, und auch bei Tigurinia kann in das engere Corps nach wie vor nur aufgenommen werden, wer mindestens einmal auf blanke Corpswaffen gefochten hat.

Das Mensurwesen ist mit vielen Miss­verständnissen und Irrtümern behaftet. Die Mensur ist kein "Duell", sie ist aber auch nicht einfach nur "Sport". Die Mensur kennt keine "Gewinner" und "Verlierer". Wichtiger als der Sieg ist die aufrechte Teilnahme. Sie ist somit auch als eine Art "Eintrittskarte" in das Corps zu verstehen, wenn auch nicht als plumpe "Mutprobe". Sie fordert innere Ruhe und Konzentration, aber auch Fairness und hat sich dadurch als eine urtümliche Form der Persönlich­keitsbildung und Charakterfestigung bewahrt.

Geschichte

1514 verbriefte Kaiser Maximilian den Studenten das Recht zum Tragen des Degens, das bis dahin ein Vorrecht des Adels war. Die Waffe diente der Selbstverteidigung auf dem oftmals weiten und gefahrvollen Weg von der Heimat- zur Universitätsstadt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts besaßen die meisten deutschen Universitäten privilegierte Fechtmeister. Der Besuch des Fechtbodens gehörte ebenso zur akademischen Ausbildung wie der Besuch der Vorlesungen. Der Degen wurde zum studentischen Standesabzeichen.

Es entwickelte sich eine eigene Standeskultur und Standesehre, die es auch untereinander mit dem Degen zu verteidigen galt. Dabei verlor das ursprünglich freie Rencontre im Laufe des 19. Jahrhunderts seinen Duellcharakter und wurde mit der Herausbildung der Bestimmungsmensur, d. h. dem verabredeten Zweikampf, zu einem reinen Erziehungsmittel. Der Fechtcomment regelte die Anforderungen an den einzelnen Universitäten. Trotzdem blieb das Fechten behördlich verboten und wurde erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein geduldet. In dieser Zeit hat sich das studentische oder "akademische" Fechten vom allgemeinen Fechten und Fechtsport gelöst und gesondert weiterentwickelt.

Entwicklung in der Schweiz

In der Schweiz sind Nachweise für studentische Duelle bis ins 18. Jahrhundert selten. Erste mensurbeflissene Verbindungen entstanden in Basel in den 1820er, in Zürich in den 1830er und in Bern in den 1840er Jahren. Sie alle existierten aber nur kurz. Gleichwohl wurde damals schon eifrig "gepaukt". Gottfried Keller schrieb 1843 in einem Brief: "Die Studenten fangen an, sich zu fühlen hier. Es gibt öfters Kommerse, Ständchen, Fackelzüge etc., auch Paukereien fallen nicht selten vor." Schrittmacher der Entwicklung waren Schweizer, die an deutschen Hochschulen studiert hatten und dort häufig den Corps beigetreten waren. Einfluss übten aber auch Deutsche aus, die in der Schweiz studierten. Das Waffenstudententum nahm jedenfalls in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert rasch an Bedeutung zu. Die am 11. 11. 1850 gegründete Tigurinia war die erste Korporation der Schweiz, die dem Grundsatz der unbedingten Genugtuung mit der Waffe huldigte und die Bestimmungsmensur einführte.

1915 schlossen sich die Waffenverbindungen in Zürich zum "Losen Verband" zusammen. Auf gesamtschweizerischer Ebene gründete sich am 14. Juli 1928 der Schweizer Waffenring (SWR). Er bezweckt nach aussen die Ordnung gemeinschaftlicher Angelegenheiten, nach innen die Beilegung von Konflikten unter den Korporationen und die Aufstellung einer gemeinsamen Pauk- und Ehrenordnung. Tigurinia II gehört dem SWR bislang allerdings nicht an.

Mehr als Tradition...

Obwohl ein uralter Brauch, ist die Mensur mehr als Traditionspflege. Das Eigenerlebnis der Mensur wird bei jedem Paukanten anders sein. Doch es gehört Mut und ein gehöriges Mass an Selbstüberwindung dazu, mit einem Gleichgesinnten die blanke Waffe zu kreuzen und im wahrsten Sinne des Wortes für sein Corps "den Kopf hinzuhalten". Das gemeinsame Durchstehen dieser Extremsituation stärkt die corpsbrüderlichen Bindungen.

Dabei ist das Erlernen des Mensurfechtens alleine schon eine persönliche Bereicherung, denn natürlich ficht niemand ohne ausreichende Vorbereitung. Die Mensurreife setzt kontinuierliche, tägliche Übung voraus. Wer fechten will, betreibt in der Zeit seiner Corpsaktivität also in gewisser Weise auch eine Art Leistungssport.

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